Extrem langsames Internet trotz 100Mbit/s Breitbandnetz in Türkenfeld?
Falsche Einstellungen in der Fritzbox verhindern schnelles Surfen.
Kürzlich traf ich bei einer Kundin auf ein sehr langsam funktionierendes Internet. Sie berichtete von extrem langen Zeiten beispielsweise beim Hochladen von Bildern an Bekannte in Türkenfeld, während diese die gleichen Bilder in Sekunden hochgeladen hatten. Diesen Zustand hatte sie seit Installation des Breitbandnetzes beobachtet - sich aber bisher nicht beschwert. Ich hatte einen neuen Termin bei ihr vereinbart, um dieses Problem anzugehen.
Dabei verwende ich neben dem PC des Kunden einen eigenen Test-Laptop, um alle Glieder dieser Kette testen bzw. als Fehlerquelle ausschliessen zu können. Die Geschwindigkeitsmessungen wurden alle mit dem gleichen Programm "speedtest.net" durchgeführt. Hier die Bilder der ersten Testergebnisse.
In beiden Fällen zeigte sich eine unglaublich schlechte Upload-Geschwindigkeit von ca. 0.1 Mbit/s. Dies schließt den Kunden-PC als Fehlerquelle damit aus. Die Kommunikation mit Internet-Servern ist ein Handshake-Verfahren, bei dem das Verhältnis von Download- zu Upload-Geschwindigkeit grob bei 8:1 bis 10:1 liegt. Das bedeutet, dass bei einer Upload-Geschwindigkeit von ca. 0.1 Mbit/s die normale Download-Geschwindigkeit beim Surfen nicht über 1 Mbit/s liegen kann. Das erinnert an Geschwindigkeiten aus der guten alten Telekom "DSL Light" Zeit.
Als Nächstes erfolgte die Geschwindigkeitsmessung direkt an der Breitband CPE (das ist der weiße Kasten). Der eigene Test-Laptop wurde mit einem LAN-Kabel an die CPE angeschlossen.
Das Ergebnis übertrifft die Spezifikationen für das Breitbandnetz. Über 100 Mbit/s in beide Richtungen! Auch mehrfache Messungen ergaben immer Ergebnisse in dieser Größenordnung.
Die Fehlerquelle wird nun in der Fritzbox vermutet... Also...in die Konfigurations-Software der Fritzbox einloggen. Dazu wird das vorgegebene Kennwort benötigt.
Wichtig: Die Ansicht muss auf Erweitert stehen, sonst sind werden die folgenden Einstellungen nicht sichtbar.
Noch etwas: Die Konfigurations-Software sieht seit den neuesten Fritz!Box Firmware Updates (Mitte 2016) anders als bisher gewohnt aus. Aber auch mit der "alten" Benutzeroberfläche der Fritz!Box lassen sich die gleichen Einstellungen verwalten.
Nun im Menü Zugangsdaten die Einstellungen für Internetanbieter, Anschluss und Betriebsart kontrollieren und wenn nötig, entsprechen dem Bild unten korrigieren.
Bei den Zugangsdaten nach unten scrollen und Zugangsdaten sowie Verbindungseinstellungen kontrollieren.
Downstream: 1024 kbit/s; Upstream: 128 kbit/s.
In diesem Fall war die Übertragungsgeschwindigkeit noch für das Telekom DSL erster
Generation eingestellt!
Diese falsche Einstellung ist der Grund für die langsame Datenübertragung über die Fritzbox.
Jetzt die Übertragungsgeschwindigkeit auf mindestens 100000 kbit/s für beide Richtungen für das Glasfasernetz einstellen und diese Einstellungen Speichern.
Update: Am besten "115000 kbits/s" für beide Richtungen
verwenden!
Abschließend von der Fritzbox abmelden.
Die nochmalige Messung der Download- und Upload-Leistung über die Fritzbox 7390 und
LAN-Kabel ergab
ein ausgezeichnetes Ergebnis, das auch den Namen Breitbandnetz verdient! Siehe nächstes Bild.
Abschließend:
- Auch dieser Fall zeigte mir, dass die Ursache für "ein langsames Internet" meist eine falsche
Konfiguration in der Übertragungskette CPE - (WLAN-)Router - Endgerät ist.
- Das tatsächliche Messergebnis hängt übrigens von verschiedenen Faktoren ab:
- Im Breitband-Netz von Türkenfeld sind realistische Spitzenwerte von über 100 Mbits/s über einen
Router per LAN-Kabel zu erreichen. Bei WLAN-Netzwerken liegen diese Werte bei bis zu
85/90 Mbits/s, auch wieder je nach Router-Konfiguration und WLAN-Schnittstelle im PC/Laptop.
- Alle Ergebnisse, die sich über 40 Mbit/s in beide Richtungen bewegen, halte ich für vertretbar.
Weitere Geschwindigkeitssteigerungen sind im täglichen Betrieb kaum bemerkbar, ausser wenn
10 Benutzer gleichzeitig über einen Breitbandanschluss surfen und streamen im Internet...
Dann sollte man in einen wirklich leistungsfähigen Router investieren.
Und noch etwas: Meinen herzlichen Dank an Michael Drexl aus Türkenfeld, der mir den
entscheidenden
Hinweis für die Problemlösung gab.